Ausgabe Juli 2025

01.07.2025

Bergnotfälle auf Rekordniveau

Foto: Martin Gurdet

Bergnotfälle auf Rekordniveau

Immer mehr Menschen zieht es in die Berge – doch das bleibt nicht ohne Folgen. Die Zahl der tödlichen Alpinunfälle – besonders beim Wandern – ist 2024 um 16 Prozent gestiegen. Die Österreichische Bergrettung verzeichnete mit mehr als 10.000 Einsätzen sogar einen neuen Höchststand. Das stellt die Einsatzkräfte vor immer größere Herausforderungen. Im Rahmen des Netzwerksymposiums „BergRETTUNG“ von 24. bis 25. Juni kamen daher Bergrettung, Alpinpolizei, Flugrettung, Bundesheer, Rotes Kreuz und viele weitere Einsatzorganisationen sowie Forschungs- und Präventionsinstitutionen am Semmering zusammen, um über Herausforderungen und Lösungsansätze zu diskutieren.

In der alpinen Notfallversorgung zählt vor allem eines: eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen. Wie sehr jedoch die Anforderungen an die Einsatzkräfte steigen, zeigt ein neuer Rekordwert: Mit insgesamt 10.097 Einsätzen verzeichnete der Österreichische Bergrettungsdienst 2024 ein Plus von über vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Innenminister Mag. Gerhard Karner betont: „Die steigenden Einsatzzahlen im alpinen Raum zeigen nicht nur, welch beeindruckende Leistung unsere Einsatzorganisationen – insbesondere unsere Bergretterinnen und Bergretter – täglich erbringen, sondern auch wie fordernd diese Tätigkeit ist. Daher ist die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtiger denn je.“

Wachsende Herausforderungen für Einsatzkräfte
In Österreich gibt es derzeit 12.880 ehrenamtliche Bergretter*innen. Gemeinsam mit Alpinpolizei, Flugrettung, Feuerwehr, Bundesheer und vielen anderen Rettungsdiensten stehen sie tagtäglich bereit, um Verunglückten im alpinen Gelände rasch und effizient zu helfen. In stark frequentierten Gebieten müssen sie teils mehrmals täglich ausrücken – oft unter extremen Bedingungen wie etwa bei Schneestürmen, bei großer Hitze, oder bei Dunkelheit. Michael Miggitsch, Vize-Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes (ÖBRD), betont: „Ob Suchaktionen, Bergungen im unwegsamen Gelände oder Unterstützung bei Waldbränden: Die Aufgaben für die Einsatzkräfte werden immer komplexer. Deshalb ist es entscheidend, dass wir gut vernetzt sind und gemeinsam abgestimmte Strategien entwickeln, um den wachsenden Anforderungen wirkungsvoll begegnen zu können.“

Mag. Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes ergänzt: „Im Gebirge entscheiden präzise Abläufe oft über Leben und Tod. Nur dank der jederzeit hervorragenden und hochprofessionellen Teamarbeit aller Einsatzorganisationen gelingt es uns, unter extremen Bedingungen Leben zu retten.“

Anzahl der tödlichen Unfälle beim Wandern steigt
Laut Alpiner Unfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS) und der Alpinpolizei kamen im Vorjahr 309 Menschen in den Bergen ums Leben – deutlich mehr als 2023 (266) und auch deutlich mehr als das 10-Jahres-Mittel (282). Beim Wandern gibt es generell die meisten Alpintoten – und sie steigen weiter an: 127 Todesopfer beim Wandern im Jahr 2024 bedeuten ein Plus von 28 Prozent gegenüber 2023. Die Gründe sind laut ÖKAS (Österreichischem Kuratorium für Alpine Sicherheit) vielfältig: „Herz-Kreislauf-Versagen ist mit 42 Prozent die häufigste Todesursache beim Wandern – und hat nochmal stark zugenommen. Vor allem ältere Menschen sind gefährdet. Jüngere Menschen verunglücken hingegen oft aufgrund mangelnder Erfahrung. Wir müssen alle Altersgruppen gezielt sensibilisieren, um tödliche Fehler am Berg zu vermeiden.“

Hohe Dunkelziffer an Verletzten: Mehr als 40.000 Verletzte
Die Zahl der Verunfallten insgesamt (Tote, Verletzte, Unverletzte) lag laut Alpiner Unfallstatistik bei 13.999 im Jahr 2024. Die meisten Unfälle passierten beim Skisport mit 6.990 Verletzten, gefolgt vom Wandern und Bergsteigen mit 3.226. Viele Unfälle scheinen in der Alpinunfallstatistik allerdings gar nicht auf, da es zu keinem Polizeieinsatz kommt. KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky: „Um die Dunkelziffer zu erfassen, führen wir regelmäßig Befragungen in Ambulanzen durch. Daher wissen wir, dass allein 2024 rund 43.000 Menschen beim alpinen Skifahren, Snowboarden, Wandern, Bergsteigen, Klettern und Mountainbiken durch Unfälle so schwer verletzt wurden, dass sie im Spital behandelt werden mussten. Allein in der Kategorie ‚Wandern, Klettern, Abenteuer‘ waren es 15.000 Verletzte.“

Appell an die Eigenverantwortung
In den Bergen gibt es keine 100-prozentige Sicherheit, doch mit guter Vorbereitung lässt sich ein Großteil der Gefahren reduzieren. Tatsächlich wären viele alpine Notfälle vermeidbar: Fehlende Tourenplanung, mangelndes Gefahrenbewusstsein oder Selbstüberschätzung zählen zu den häufigsten Ursachen.

Text/Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit

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