Ausgabe März 2025

28.02.2025

Nicht Genügend: Die Luftqualität in einer Wiener Volksschule

Foto: Christoph R. Sdad

Nicht Genügend: Die Luftqualität in einer Wiener Volksschule

Während die vom Bildungsministerium beauftragte Studie der TU Graz zur Luftqualität in 120 österreichischen Schulen seit Oktober 2024 in einer Schreibtischlade des Bildungsministers verschwunden ist, gibt eine auf Privatinitiative durchgeführte Einzelstudie Einblick in die Bedingungen unter denen Volksschulkinder in Wien im Schuljahr 2023/24 lernen sollten. „Ich hätte mir erwartet, dass die für Bildung verantwortlichen Stellen, in Wien allen voran der Bildungsstadtrat, die Magistratsabteilung 56 und die Bildungsdirektion lernwillig sind und die richtigen Schlüsse aus den Lehren der Pandemie ziehen. Stattdessen bedeutet das ‚mit Corona leben lernen‘ nichts anderes als ‚so weiter wie vor der Pandemie‘“, zeigt sich ein Wiener Vater enttäuscht von der Ignoranz und Bildungsresistenz der Schulbehörden - insbesondere auch hinsichtlich der Übertragungswege von Viren wie eben Influenza und Corona durch Aerosole in der Atemluft.

Ergebnisse der Einzelstudie
In den kalten Wintermonaten ist die Innenraumluft im Klassenzimmer, gemessen an der CO2-Konzentration in der Raumluft, von sehr niedriger Qualität und „hygienisch inakzeptabel“, in einzelnen Unterrichtseinheiten kann die Luftqualität (mit Stundenmittelwerten über dem MAK-Wert) als „gesundheitsgefährdend“ bezeichnet werden. Für das gesamte Schuljahr 2023/24 ergeben die Messreihen die Schulnote „Nicht Genügend“.

Betroffener Vater: “Inklusion ernst nehmen”
Die UN-Behindertenrechtskonvention gilt in Österreich seit 26. Oktober 2008. "Dass es Kinder mit Autoimmunerkrankungen gibt, die schulpflichtig sind und für die es eine unsichtbare Barriere darstellt, wenn potente Krankheitserreger ganzjährig endemisch zirkulieren, wird von allen Seiten ignoriert #SoGutEsGehtJedenfalls", beklagt der Vater eines schulpflichtigen 8-Jährigen die missliche Lage seiner Familie mit chronisch kranken und behinderten Haushaltsmitgliedern. Obwohl - aufgrund des Endberichts des Umweltbundesamtes 2008 - bereits seit über 16 Jahren bekannt ist, dass durch Fensterlüftung allein keine hinreichende Lüftung gewährleistet werden kann, setzt die Stadt Wien, so ist der Antwort der Magistratsabteilung 56 auf eine Anfrage zu entnehmen, „auf eine regelmäßige Fensterlüftung, um ausreichend Frischluftzufuhr sicher zu stellen.“

Verbindliche Werte für Bildungseinrichtungen
Betroffene Familien, eben jene mit einem oder mehreren behinderten Familienmitgliedern wünschen sich konkrete Informationen über Schulen mit entsprechenden Luftwechselraten in Klassenzimmern, verbindliche Ziel- (<600 ppm), Richt- (<800 ppm) und Grenzwerte (<1.000 ppm) für die CO2-Konzentration in Unterrichtsräumlichkeiten und eine Budgetmittelbindung im Sachaufwand der Schulen für den Betrieb von raumlufttechnischen Anlagen. „Es ist ein Versagen der politisch Verantwortlichen, dass es für die Stallhaltung von Pferden in Wien seit 1999 einen landesgesetzlichen Grenzwert von 1.500 ppm und seit 2013 eine bundesweite Empfehlung von 1.000 ppm, es für Schulkinder jedoch weder Grenzwert noch Empfehlung gibt“, gibt sich der Familienvater zerknirscht. Dabei wäre auch die Schule als Arbeitgeberin in der Pflicht, schließlich müssen auch Lehrkräfte mit chronischen Erkrankungen in dieser Umgebung arbeiten und haben daher ein höheres Risiko auf dauerhafte Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes durch wiederholte (Re-)Infektionen mit potenten Krankheitserregern als bspw. Abgeordnete des Nationalrats, die sich beim Umbau des Parlaments eine moderne Lüftungsanlage mit entsprechenden ausgezeichneten Luftwechselraten gegönnt haben.

„Eine gute Luftqualität - CO2-Konzentration unterhalb 800 ppm - im Schulgebäude und im Speziellen in den Unterrichtsräumlichkeiten ermöglicht autoimmunerkrankten Kindern und ihren Geschwistern den Großteil des Schuljahres einen barrierefreien Besuch des Präsenzunterrichts und gesellschaftliche Teilhabe, wie bspw. die soziale Interaktion mit Gleichaltrigen“, ist der Familienvater überzeugt, dass gesundheitserhaltende und bildungsfördernde Luft im Klassenzimmer auch ”gut für die Lern- und Konzentrationsfähigkeit aller Schulkinder sowie Garant für die notwendige Resilienz der österreichischen Gesellschaft bei künftigen Pandemien“ ist.

Text/Quelle: Gregor Kollwinger

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