30.11.2024
Eine schwierige wirtschaftliche Gesamtlage, das zweite Jahr mit einer Rezession und laufende Meldungen über Insolvenzen oder Personalabbau bei Unternehmen finden in Niederösterreich ihren Widerhall auch in der wachsenden Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien. Das macht eine Auswertung der auf die Erhebung entsprechender Daten spezialisierten Firma SmartFacts Data Services deutlich, die dem NÖ Wirtschaftspressedienst vorliegt.
So offenbart die Datenauswertung von SmartFacts, dass die Anzahl der Zwangsversteigerungstermine in Niederösterreich in den ersten drei Quartalen 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 26 Prozent von 154 auf 194 Termine angestiegen ist. Dabei handelt es sich um Termine und nicht zwangsläufig um gleich viele Objekte, da ein Objekt im Laufe der Zeit auch mehrere Termine in der Ediktsdatei haben kann.
Darauf verweist SmartFacts-Geschäftsführerin Monika Konvicka. Das könne etwa der Fall sein, wenn ein Versteigerungstermin aus welchem Grund auch immer verschoben werden muss. In der Regel liege die Anzahl der Termine und die Anzahl der zur Zwangsversteigerung vorgesehenen Immobilien jedoch nahe zusammen. „Wenn die Anzahl der Termine zunimmt, dann kann man davon ausgehen, dass auch das Zwangsversteigerungs-Geschehen ansteigt.“
Diese Entwicklung hat sich seit Beginn des vierten Quartales 2024 erkennbar beschleunigt. Deutlich wird dies beim Vergleich mit den Zahlen für das Gesamtjahr 2023. So weist die Statistik für Niederösterreich im Jahr 2023 noch 215 Termine und 189 Objekte in der Zwangsversteigerung aus. Im heurigen Jahr liegt Niederösterreich per Ende November bereits bei 272 Terminen und 239 betroffenen Objekten – ein Anstieg um mehr als ein Viertel.
Eine Prognose bis Ende November ist schon jetzt möglich, da ein Zwangsversteigerungstermin immer vier Wochen zuvor veröffentlicht werden muss. „Wir sehen, dass wir heuer nach elf Monaten bereits klar über den Zahlen des gesamten Vorjahres liegen. Es gibt also in Niederösterreich einen deutlichen Trend nach oben“, sagt Monika Konvicka.
Bei SmartFacts wird darauf verwiesen, dass die veröffentlichten Daten in der Ediktsdatei nur „die Spitze des Eisberges“ seien. „Es wird gegenwärtig von den Banken noch viel gestundet, denn eine Zwangsversteigerung ist immer nur der letzte Ausweg.“ Gleichzeitig würden die Wertberichtigungen bei den Finanzinstituten österreichweit steigen. „Wir müssen also davon ausgehen, dass hier noch einiges schlummert“, so Konvicka.
Seit 2007 dokumentiert die SmartFacts Data Services GmbH den Gesamtmarkt der zu Versteigerung anberaumten Liegenschaften in Österreich. Dabei wird nicht nur die Anzahl der Fälle ausgewertet, sondern auch die Bewertungen einschließlich Verkehrsgutachten, Schätzwerten sowie Erlös- und Erfolgsquoten.