Ausgabe November 2024

30.10.2024

45 Prozent der Bahnpendelnden sind mit Anzahl der Zugverbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten unzufrieden

Foto: dbn

45 Prozent der Bahnpendelnden sind mit Anzahl der Zugverbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten unzufrieden

Österreichs Bahnen im Fahrgastcheck, war das Thema der heutigen VCÖ-Fachkonferenz. Die Pendlerinnen und Pendler sehen einen großen Verbesserungsbedarf beim Bahnfahren in Österreich, wie der diesjährige VCÖ-Bahntest zeigt. 37 Prozent sind mit der Pünktlichkeit unzufrieden, 41 Prozent wünschen eine bessere Abstimmung von Bahn und Bus und 45 Prozent mehr Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeit. Der VCÖ-Bahntest zeigt aber auch, dass Pendlerinnen und Pendler bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu verändern. Die Hälfte fährt heute Strecken mit der Bahn, die früher mit dem Auto zurückgelegt wurden. Nach der Anschaffung eines Klimatickets wurde von den Pendelnden die nutzbare Reisezeit und der Wechsel des Arbeitsplatzes als Hauptgründe für den Umstieg genannt. Bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz wurde zudem erörtert, welche Maßnahmen von der künftigen Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern im Interesse der Fahrgäste umzusetzen sind.

10.150 Fahrgäste nahmen beim diesjährigen VCÖ-Bahntest österreichweit in den Zügen von neun Bahnunternehmen teil. Fast 4.000 pendelten zur Arbeit oder zum Ausbildungsort. „Ein gutes und verlässliches Bahnangebot ist für alle wichtig und ganz besonders für Pendlerinnen und Pendler. Auch wenn die Mehrheit mit dem Bahnangebot zufrieden ist, viele haben beim VCÖ-Bahntest aufgezeigt, welche Verbesserungen nötig sind“, stellte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz fest. Wesentlich für die Zuverlässigkeit ist natürlich die Pünktlichkeit, damit sind 37 Prozent der Bahnpendlerinnen und Bahnpendler unzufrieden. Auch bei der Abstimmung zwischen Bahn und Bus wird großer Verbesserungsbedarf gesehen, nämlich von 41 Prozent. Und 45 Prozent der mit der Bahn Pendelnden wünschen häufigere Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. „Die Arbeitszeiten werden zunehmend flexibler, auch nimmt die Teilzeitarbeit zu. Deshalb ist es für die Pendlerinnen und Pendler wichtig, dass es auch tagsüber, am Abend und in der schulfreien Zeit gute Verbindungen gibt“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Der VCÖ-Bahntest zeigt auch, dass viele Pendlerinnen und Pendler bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu verändert. 52 Prozent fahren heute Strecken mit der Bahn, die sie früher mit dem Auto gefahren sind. Auf die Frage, was sehr großen Einfluss auf den Umstieg hatte (Mehrfachantworten waren möglich), antworteten 72 Prozent das Klimaticket, 49 Prozent die nutzbare Reisezeit und 44 Prozent der Wechsel des Arbeitsplatzes. Auch Spritpreise, Parkraumbewirtschaftung am Zielort, besseres Bahnangebot und eine bessere öffentliche Erreichbarkeit des Bahnhofs wurden als Gründe genannt. Zudem gaben 40 Prozent an, dass sie aktuelle Autofahrten bei häufigeren Bahnverbindungen verlagern könnten, 47 Prozent bei einem besseren Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten und 51 Prozent bei Verkürzung der Gesamtreisezeit. Dafür ist auch die optimale Abstimmung von Bahn und Bus zentral.

Die Begleitforschung zum Klimaticket durch das Forschungsinstitut Infas ergab, dass die Klimaticket Inhaberinnen und Inhaber 20 Prozent ihrer Fahrten mit dem Auto zurücklegen würden, wenn sie kein Klimaticket hätten. 41 Prozent der Klimaticket-Besitzerinnen und Besitzer nutzten früher vor allem Einzelfahrscheine und sind durch das Klimaticket auf die Jahresnetzkarte umgestiegen. Jakob Lambert, Geschäftsführer von one mobility, stellte fest: „Die Entscheidung von bereits 300.000 Menschen für das KlimaTicket verdeutlicht, wie wertvoll ein kostengünstiger und unkomplizierter Zugang zum Öffentlichen Verkehr für die Bevölkerung in Österreich ist."

Der Bahnexperte der AK Wien, Thomas Hader wies bei der VCÖ-Fachkonferenz auf die Wichtigkeit einer strategischen Planung seitens der Politik hin: „Vieles was die Fahrgäste als Komfort oder Mangel erleben, ist letztlich eine politische Entscheidung: Sei es, dass eine gut aufgestellte Bahnindustrie verlässlich und pünktlich Wagenmaterial liefern kann oder dass es im Nahverkehr Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter gibt oder, dass Tarife leistbar und Fahrgastrechte transparent und einfach durchsetzbar sind.“

Die Geschäftsführerin der Graz-Köflacher Bahn, Barbara Kleinert betonte: „Wenn das Fahrplanangebot, der Fahrpreis, die Beförderungsqualität und das Service stimmen, nutzen viele Menschen die Öffis! Das große Ziel muss es aber sein, den Kundinnen und Kunden noch mehr niederschwellige und vollumfängliche Mobilitätslösungen von der ersten bis zur letzten Meile anzubieten. Mit einem stimmigen Mobilitätsgesamtkonzept kann der Autoverkehr zukünftig, auch in ländlichen Regionen, massiv reduziert werden.“

Wolfgang Schroll, Geschäftsführer der NÖVOG: „Die Fahrgäste erwarten Verlässlichkeit und Qualität. Bus, Bahn und innerstädtische Verkehrsmittel müssen nahtlos und verlässlich ineinander greifen, auf dem Papier wie in der gelebten Realität.“ Michael Elsner vom ÖBB-Personenverkehr erklärte: „Unser Wachstum bleibt ungebremst – doch gerade in Wachstumsphasen stößt man gelegentlich an Kapazitätsgrenzen.“

Die Wichtigkeit der weiteren Verbesserung des Bahnangebots betonte auch Reinhard Wöhrenschimmel vom Klimaschutzministerium: „Eine hochwertige Schieneninfrastruktur, ein verlässliches, qualitatives und vertaktetes Angebot an Schienenverkehren sowie einfach zugängliche Tarife sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Umstieg auf den Bahnverkehr und bilden das Rückgrat für eine gelungene Mobilitätswende.“

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