Ausgabe Juni 2024

31.05.2024

Ende der Goldgräberstimmung in der Photovoltaik-Branche

Foto: dbn

Ende der Goldgräberstimmung in der Photovoltaik-Branche

Der im Vergleich mit anderen Wirtschaftssektoren jungen Photovoltaik-Branche steht eine massive Marktbereinigung bevor. Das kündigt sich seit dem Frühjahr 2023 auch für Privatkunden sichtbar in diversen Online-Verkaufsplattformen für PV-Anlagen und Zubehör an. Während im zweiten Halbjahr 2022 nach dem Beginn des Ukraine-Krieges und der befürchteten Gas-Knappheit viele wichtige Bauteile wie Wechselrichter gar nicht verfügbar waren und PV-Module wöchentlich im Preis zulegten, hat im Laufe des Jahres 2023 der Abverkauf begonnen.

Mittlerweile werden diverse Artikel auf diesen Plattformen um zu 50 Prozent reduzierten Schleuderpreisen oder noch mehr auf den Markt geworfen. So gibt es 400-Watt-Peak-Module bereits um 90 Euro. Diverse Handelsketten sitzen seit Monaten auf einem nicht geringer werdenden Berg an PV-Modulen für Privatkunden.

Was zu dieser Entwicklung geführt hat: Der Lagerbestand in der PV-Branche ist sehr kapitalintensiv, es braucht viel Eigenkapital. Außenstehende glauben es kaum, aber die PV-Branche erziele keine hohen Renditen. Während der extremen Nachfragespitzen sind bei vielen Unternehmen die Lager zu hohen Einkaufspreisen gefüllt worden – auch aus Angst, man sei irgendwann nicht lieferfähig. Durch die gesunkenen Preise – nicht zuletzt aufgrund der massiven Importe aus China – müssen die Unternehmen jetzt ihre Lager abwerten oder die PV-Teile zu deutlich geringeren Preisen verkaufen.

Die Spirale führt zu immer stärker sinkenden Preisen und zu einem aggressiven Wettbewerb. Diese Situation trifft auf einen massiv rückläufigen Wohnbau und eine teils gesättigte Nachfrage bei vielen Gewerbekunden, die ihre Dächer schon mit PV-Modulen bestückt haben. Dazu kommt ein niedriger Strompreis, der die Amortisationsdauer – ein wichtiges Argument für die Investitionsentscheidung – von PV-Anlagen verlängert.

Auch die gegenwärtig schwache Wirtschaftsentwicklung und die hohen Zinsen darf man nicht vergessen. Der Markt ist komplett gekippt. Zuerst war er von nahezu unstillbarer Nachfrage getrieben, jetzt ist er Angebot-getrieben.

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