Ausgabe Februar 2024

31.01.2024

Verkehr ist vor allem wegen Reifenabrieb größter Verursacher von Mikroplastik

Weniger Reifenabrieb durch leichtere Fahrzeuge, bessere Reifen und niedrigeres Tempo
Foto: dbn

Verkehr ist vor allem wegen Reifenabrieb größter Verursacher von Mikroplastik

„Mikroplastik ist eine Gesundheits- und Umweltgefahr. Der Verkehr ist der größte Verursacher von Mikroplastik. Umso wichtiger ist es, rasch Maßnahmen zu setzen, um den Reifen- und Bremsabrieb zu reduzieren“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. In Deutschland verursacht der Kfz-Verkehr 54 Prozent der Mikroplastik Emissionen.

Für Österreich liegt noch keine Gesamterhebung vor. Was aber dank einer Studie der BOKU bekannt ist: Allein der Reifenabrieb des Kfz-Verkehrs macht in Österreich jährlich rund 21.000 Tonnen aus, davon gelangt fast die Hälfte, nämlich 10.000 Tonnen, in die Böden und weitere 5.000 Tonnen belasten die heimischen Gewässer. Reifen- und Bremsabrieb enthalten zahlreiche gesundheitsschädliche Stoffe. Je 1.000 Kilometer verursachen Pkw-Reifen 20 bis 30 Gramm Mikroplastik, Lkw-Reifen 50 bis 70 Gramm.

Während die Abgas-Emissionen durch bessere Motorentechnik und vor allem durch die Zunahme der Elektro-Autos rückläufig sind, ist diese Entwicklung beim Reifenabrieb leider nicht erkennbar. Im Gegenteil: Österreich Pkw-Flotte wird zunehmend schwerer und der Reifenabrieb nimmt mit dem Gewicht zu, macht der VCÖ aufmerksam. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist das Durchschnittsgewicht der in Österreich zugelassenen Neuwagen von 1.450 auf 1.590 Kilogramm gestiegen. Und während im Jahr 2003 die neuzugelassenen Diesel-Pkw durchschnittlich nur etwas mehr als 1.500 Kilogramm auf die Waage brachten, sind es 20 Jahre später rund 160 Kilogramm mehr.

Neben Mikroplastik verursacht der Abrieb auch Feinstaub. Eine Studie der OECD zeigt, dass ein Verbrenner-Pkw mit 1.775 Kilogramm Gewicht um 36 Prozent mehr PM2,5-Feinstaub-Emissionen durch Reifenabrieb verursacht wie ein leichteres Fahrzeug mit 1.450 Kilogramm Gewicht. Der Bremsabrieb ist um sieben Prozent höher. E-Pkw haben einen geringeren Bremsabrieb als Diesel- und Benzin-Pkw, jedoch aufgrund des höheren Gewichts mehr Reifenabrieb. Und auch bei Elektro-Autos gilt: Mit dem Gewicht nimmt der Reifenabrieb zu. Im Vorjahr waren bereits 60 Prozent der neuzugelassenen Elektro-Autos SUV, die schwerer sind als vergleichbare herkömmliche nicht SUV-Modelle. Der VCÖ fordert daher EU-Vorgaben für Hersteller, damit der Trend zu immer schwereren, größeren und übermotorisierten Modellen gestoppt wird und mehr schlanke und sparsame Modelle auf den Markt kommen.

Auch bei den Reifen ist anzusetzen, um die Mikroplastik-Belastung zu reduzieren. Tests zeigen, dass es in allen Dimensionen Reifenmodelle gibt, die einen niedrigeren Verschleiß bei gleichzeitig guter Fahrsicherheit aufweisen. Pkw-Reifen verlieren über ihre Lebensdauer durch Abrieb rund ein bis eineinhalb Kilogramm an Masse, Lkw-Reifen sogar rund zehn Kilogramm. Der VCÖ fordert eine EU-Vorgabe zur Herstellung abriebarmer Reifen und zur Eliminierung toxischer Gummibestandteile.

Niedrigere Tempolimits führen wiederum zu einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss und reduzieren sowohl den Brems- als auch den Reifenabrieb. „Gemeinden und Städte können durch eine fußgänger- und radfahrfreundliche Verkehrsplanung es der Bevölkerung erleichtern, mehr Alltagswege statt mit dem Auto zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, was ebenfalls die Mikroplastik-Belastung reduziert“, nennt VCÖ-Expertin Mosshammer eine weitere wirksame Maßnahme.

VCÖ: Mit dem Gewicht nimmt Abrieb zu
(PM2,5-Feinstaub-Emissionen in Gramm je 1.000 Kilometer)


Pkw mit Verbrennungsmotor 1.775 kg (in Klammer Pkw mit 1.450 kg)

Reifenabrieb: 6,1 Gramm (4,5 Gramm) – plus 36%
Bremsabrieb: 3,1 Gramm (2,9 Gramm) – plus 7 %

Elektro-Pkw 2.440 kg (E-Pkw mit 1.950 kg)

Reifenabrieb: 9,3 Gramm (6,9 Gramm) – plus 35 %
Bremsabrieb: 1,2 Gramm (0,9 Gramm) – plus 33 %

Quelle: OECD, VCÖ 2024

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