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29.12.2023

Zahl der Verkehrstoten 2023 erneut gestiegen

Foto: dbn

Zahl der Verkehrstoten 2023 erneut gestiegen

Laut vorläufigen Daten des Innenministeriums sind 2023 390 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das entspricht einer Steigerung von fünf Prozent zu 2022, der Wert liegt aber noch fünf Prozent unter den Werten vor den Corona-Jahren. Generell zeigt sich jedoch ein trauriger Trend: Die langfristige positive Entwicklung seit den 70er-Jahren hat sich in den letzten zehn Jahren verlangsamt.

Seit 2013 reduzierte sich die Zahl der Verkehrstoten in Österreich um nur 14 Prozent (Quelle: Statistik Austria). Hier gilt es, mit den richtigen Maßnahmen entgegenzuwirken, wie ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé erklärt: "Wesentlich wird sein, den Faktor Mensch in der Verkehrssicherheitsarbeit noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Etwa 90 Prozent aller Verkehrsunfälle geschehen aufgrund menschlicher Fehler und Fehlverhaltens. Es muss beispielsweise noch stärker in die Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Ablenkungen hinter dem Steuer investiert werden. Motorradfahrende sollten sich mit Trainings auf die Saison vorbereiten. Zudem muss die 'fehlerverzeihende Straße' endlich Realität werden."

Ein Blick in die Nachbarländer Deutschland und Schweiz zeigt ebenso unerfreuliche Entwicklungen: In Deutschland reduzierte sich die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2013 und 2022 nur um 17 Prozent, in der Schweiz gar nur um zehn Prozent. Bei den im Bereich der Verkehrssicherheit als Vorbilder geltenden Eidgenossen hat sich seit 2019 die Zahl sogar um 29 Prozent erhöht.

50 Prozent mehr getötete Motorradfahrende – fast jede:r zweite Getötete im Pkw unterwegs
2023 kamen laut vorläufigen Daten 82 Motorradfahrende ums Leben – fast 50 Prozent mehr als im Jahr davor. Erschreckend dabei: Rund 80 Prozent der tödlich verunglückten Biker:innen kam aufgrund von Eigenfehlern oder missglückten Überholmanövern ums Leben – überwiegend bei Alleinunfällen und Frontalkollisionen. 56 Prozent der Verunglückten waren zwischen 45 und 64 Jahren alt und oftmals Wiedereinsteiger:innen. Nosé dazu: "Ein kleiner Fehler bei der Wahl der Fahrlinie, der Geschwindigkeit oder ein falsch eingeschätztes Überholmanöver können ausreichen, um in eine Notsituation zu gelangen. Die richtige Reaktion ist essenziell, um einen schweren Unfall zu vermeiden. Das sollte vor der Saison in geschütztem Umfeld trainiert werden."

Nahezu jede:r zweite Getötete war heuer im Pkw unterwegs. 42 Prozent der im Pkw verunglückten kamen dabei im Zuge von Alleinunfällen ums Leben. Erschreckende Randnotiz: Mehr als jeder zweite tödliche Alleinunfall endete mit einem Objektanprall. Ein klarer Hinweis, dass der 'fehlerverzeihenden Straße', wie es auch in der Verkehrssicherheitsstrategie des BMK festgehalten ist, in Österreich nach wie vor kaum Bedeutung zugestanden wird. "Durch geeignete Maßnahmen wie seitlicher Absicherung, besserer verkehrstechnischer Ausstattung sowie vermehrt Rumpelstreifen können derartige schwere Unfälle vermieden werden", ergänzt der Verkehrsexperte.

2023 war mehr als jede:r fünfte tödlich Verunglückte als ungeschützte:r Verkehrsteilnehmer:in unterwegs. Rund 60 Prozent der tödlichen Fahrradunfälle sowie fast die Hälfte der Fußgänger:innen-Unfälle waren auf Eigenverschulden zurückzuführen. Um dem entgegenzutreten, braucht es ein Bündel an Sicherheitsmaßnahmen: etwa eigene Verkehrsflächen für Radfahrende sowie Förderungen zum Tragen eines Helmes, sichere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger:innen, aber auch die verstärkte Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Ablenkungen, z. B. durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr.

Zielwert der Verkehrssicherheitsstrategie schwer zu erreichen
Laut aktueller Verkehrssicherheitsstrategie des BMK wurde für 2030 eine Halbierung der Anzahl der Verkehrstoten auf Basis der Jahre 2017 bis 2019 festgelegt. Das wären 2030 maximal 207 Verkehrstote – ein Wert, der aus aktueller Sicht nicht erreichbar scheint. Denn der Trend zeigt, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Verkehrstoten nahezu stagniert. "Der heurige Zielwert wurde um mehr als elf Prozent verfehlt. Es bedarf also noch großer Anstrengungen, um die Verkehrssicherheit weiter zu verbessern", ergänzt Nosé.

"Im Fokus stehen müssen dabei evidenzbasierte Maßnahmen auf Basis exakter Unfallanalysen sowie daraus abgeleitete Verbesserungen der verkehrstechnischen Ausstattung und Maßnahmen beim Erhaltungszustand der Straßen", führt der Verkehrsexperte weiter aus. Ein selbsterklärender und fehlerverzeihender Straßenraum, gut ausgebildete und sicherheitsbewusste Verkehrsteilnehmer:innen sowie eine rasche Marktdurchdringung der neuesten Fahrassistenzsysteme können wichtige Beiträge liefern, um die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.

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