31.10.2023
Foto: dbn
Der Weltspartag hat gegenüber früher an Bedeutung verloren, trotzdem pilgern heute vor allem wieder viele Kinder auch der Geschenke wegen in die Banken. Die letzten Jahre brachten den SparerInnen freilich herbe Verluste.
Über Jahre gab es als Folge der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Märkte im Sinne und zur Freude der hoch verschuldeten europäischen Staaten mit Geld regelrecht geflutet hat, für die Sparerinnen und Sparer minimalste Zins-Kost. Wer Geld hatte und dieses risikolos auf Sparkonten deponieren (und nicht etwa in chancen-, aber auch risikoreichere Wertpapiere investieren) wollte, verlor viel Geld. Jahr für Jahr haben die Sparerinnen und Sparern real einen zweistelligen Milliardenbetrag verloren. Eine Art stille Enteignung. Unter dieser hat wenig überraschend auch die Beliebtheit der von den Geldinstituten gerade für Kinder und kleinere und schnell verfügbare Anlagen früher so propagierten Sparkonten ziemlich gelitten – und mit dieser Entwicklung auch die Strahlkraft des jährlichen Weltspartags am 31. Oktober.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine kam eine so seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr erlebte Teuerungswelle. Die EZB hatte vorher die schon sichtbare Inflations-gefahr kleingeredet und unterschätzt, ehe sie dann aber seit Sommer 2022 gleich zehnmal in Folge die Leitzinsen auf momentan 4,5 Prozent angehoben hat.
Mit dieser abrupten Zinswende im Kampf gegen die Teuerung gibt es nach der überlangen Durststrecke auch wieder Zinsen für die Sparerinnen und Sparer. Freilich liegen diese deutlich unter der in Österreich noch immer überdurchschnittlich hohen Inflation. Trotz durchaus ansehnlicher Zinsen bleibt es bei realen Milliarden-Verlusten beim Ersparten.
Aus jüngsten Befragungen der Bevölkerung ergibt sich damit ein durchaus widersprüchliches Bild: Der Konsum ist auf breiter Front teurer geworden, trotzdem ist die Kauflust bei vielen weiterhin vorhanden, wenn auch verstärkt zu preiswerteren Produkten gegriffen wird. Und obwohl die Teuerung alle trifft und es zumindest bei risikoarmer Veranlagung Realeinbußen gibt, liegt die Sparquote immer noch bei hohen 9 Prozent des durchschnittlichen Einkommens.
Der Weltspartag war stets auch ein Hebel für Politik und Banken, um Kindern und Jugendlichen den Sinn des Sparens und des verantwortungsvollen Umgangs mit Geld zu vermitteln. Ohne Zinsen war das in den letzten Jahren kaum noch möglich. Gleichzeitig sind nicht nur die Schuldnerberater alarmiert, dass immer mehr junge Menschen unter 30 hoch verschuldet sind. Zu wenig Finanzbildung, aber auch der soziale Druck und der Wunsch nach Anerkennung durch materielle Statussymbole haben diesen Trend verschärft. Und auch die indirekte Botschaft durch die Politik der Regierungen und der EZB, dass Geld nichts kostet und letztlich unbegrenzt da ist.
Quelle: TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" von Alois Vahrner