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SONDERTHEMA

Leistbares Wohnen 2.0: Burgenland startet sieben Pilotprojekte mit landeseigenem Wohnbau

(v.l.) Landesrat Mag. Heinrich Dorner, Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil und der Geschäftsführer der Landesimmobilien Burgenland GmbH, Ing. Dr. Gerald Goger, bei der Präsentation einer Initiative zum Thema Leistbares Wohnen
Foto: Landesmedienservice Burgenland

Leistbares Wohnen 2.0: Burgenland startet sieben Pilotprojekte mit landeseigenem Wohnbau

Vor allem für einkommensschwächere Menschen bedeuten Energiekrise und Teuerungswelle eine immense Hürde im Streben nach den eigenen vier Wänden. Das Land Burgenland initiiert deshalb in Eigenregie ein maßgeschneidertes Wohnbauprogramm: Die Landesimmobilien Burgenland GmbH beginnt mit ihrer Tochterfirma SOWO Burgenland („So Wohnt Burgenland“) noch heuer mit der Errichtung von sieben Pilotprojekten für leistbares Wohnungseigentum in den burgenländischen Bezirken.

Das Herzstück dieser Initiative sei: „Wie können wir es schaffen, im geförderten, organisierten und im Blockbaubereich, der früher traditionellerweise von gemeinnützigen Genossenschaften beherrscht wurde, Wohnen wieder leistbar zu machen“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Präsentation.

„Wir fördern ein neues Modell“, erläutert der Landeshauptmann. Klare Prämisse dabei sei: „Wir wollen, dass Eigentum zum Errichtungspreis erworben wird“ und nicht zu einem Preis, der zu einem späteren Zeitpunkt wesentlich höher sei. „Wir wollen, dass keine Eigenmittel ad hoc erforderlich sind, sondern dass mit jeder einzelnen Mietzahlung jeden Monat sukzessive Eigentumsanteil erworben wird und dieses Geld nicht verloren geht“, stellte Doskozil klar.

Die Refinanzierung der Projekte sei auf 30 Jahre angelegt. Die Mietkosten sollen sich in einer Bandbreite von zehn bis elf Euro plus pro m² bewegen, abhängig von den Kosten in der Baubranche. Für Jungfamilien wurde das Modell dementsprechend ergänzt: In den ersten zehn Jahren soll es Abschlagsmöglichkeiten in einer Bandbreite bis zu 20 Prozent geben, die Restkosten sollen auf die letzten 20 Jahre der Refinanzierung aufgeschlagen werden.

„Das ist ganz einfach nicht hinzunehmen, dass wir in einer Situation wie jetzt einfach zuschauen, dass die flexiblen Kredite und die Betriebskosten steigen und steigen und sich die Menschen nicht einmal mehr das Leben und das Mieten von durch gemeinnützige Genossenschaften errichteten Wohnungen leisten können. Daher setzen wir diesen Schritt“, betonte Doskozil. Ab 1. März könne man sich über die Homepage https://www.landesimmobilien-burgenland.at/kontakt anmelden und das Interesse für eine Liegenschaft bekunden. Das Angebot des Landes richtet sich an Burgenländerinnen und Burgenländer, die Anspruch auf die burgenländische Wohnbauförderung haben.

„Wenn man sich die aktuelle Situation ansieht: Der Baukostenindex ist seit 2018 um 30 Prozent gestiegen. Wir sind konfrontiert mit Grundstückskosten, insbesondere im Nordburgenland, von drei-, vier- und fünfhundert Euro pro Quadratmeter und noch mehr. Und das sind Situationen, wo man nicht zuschauen kann. Wir wollen hier Maßnahmen setzen“, stellte Wohnbaulandesrat Heinrich Dorner fest.

Dazu gehöre etwa die Baulandmobilisierungsabgabe, bei der es darum gehe, schon gewidmetes Bauland bauwilligen, insbesondere jungen Familien zur Verfügung zu stellen. Auch der Wärmepreisdeckel mit bis zu 2.000 Euro Unterstützung bei den Heizkosten, Leistungen aus dem Sozial- und Klimafonds und die Sonderförderaktion mittels zinsengünstigen Wohnbaudarlehen gehören zu diesem Maßnahmenpaket.

„Jede Miete soll dementsprechend einen Wert haben, soll ins Eigentum übergehen. Das ist derzeit im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) nicht möglich. Deshalb würde es mich ja persönlich sehr freuen, wenn auch der Bund mit der Bundesgesetzesmaterie nachzieht“, so Dorner.

Schon in den vergangenen Monaten habe die SOWO Burgenland begonnen, sich entsprechende Liegenschaften zu sichern, erläuterte der Landesrat: „Wir decken mit diesem Segment unterschiedliche Formen ab.“ Drei Kategorien möglicher Wohnformen - Reihenhäuser (Doppelwohnhäuser), Neubauwohnungen und Wohnungen im Bestand - sollen angeboten werden.

Der Baubeginn für die Projekte ist für Herbst 2023 geplant. Die Fertigstellung soll mit Jahresende 2024 erfolgen, skizzierte der Geschäftsführer der Landesimmobilien Burgenland GmbH, Gerald Goger, den Zeitplan. Die Reihenhäuser haben zeitgemäße Grundrisse mit einer Nutzfläche von rd. 110 m², die Wohnungen werden Wohnnutzflächen zwischen 45 und 110 m² aufweisen.

Die ersten drei Pilotprojekte werden in Pinkafeld (Reihenhäuser), Stuben (verdichteter Flachbau) und Deutsch Jahrndorf (Sanierung im Bestand) umgesetzt. Damit wird den geplanten Wohnkategorien Reihenhäusern, Wohnungsneubau und Bestandssanierung durchwegs entsprochen. „Wir verfolgen den Anspruch, zeitgemäße und anspruchsvolle Architektur sicherzustellen“, hob Goger hervor. Sämtliche Projekte seien vom Grundgedanken einer sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit getragen.

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Leistbares Wohnen 2.0: Burgenland startet sieben Pilotprojekte mit landeseigenem Wohnbau

Landesrat Heinrich Dorner und die Bürgermeister LAbg. Kilian Brandstätter (Gols, 1. v. l.), LAbg. Roman Kainrath (Lutzmannsburg, 1.v.r.) und Mario Trinkl (Königsdorf, 2.v.r.)
Foto: Landesmedienservice Burgenland

Burgenland deckelt Baulandpreise

Vor allem für einkommensschwächere Familien ist der Erwerb von Bauland in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Um diesen Trend zu brechen, hat das Land Burgenland vergangenen September die Baulandoffensive präsentiert. Das Ziel: ungenutztes Bauland mobilisieren, jungen Familien den Kauf von leistbaren Baugründen zu ermöglichen und den stark gestiegenen Grundstückspreisen in bestimmten Regionen entgegenzuwirken und damit dem Horten von Bauland einen Riegel vorzuschieben.

„Das ist nicht zuletzt auf Wunsch vieler Bürgermeister – egal ob rot oder schwarz – so geregelt worden. Leistbares Bauland für unsere Familien zur Verfügung zu stellen ist und bleibt das Ziel“, betont Landesrat Heinrich Dorner. Zur besseren Information der Bevölkerung wird noch im Februar eine breit angelegte Informations-Tour gestartet.

„Alle Bundesländer beschäftigen sich damit, wie Bauland mobilisiert werden kann. In vielen Bundesländern wurden bereits Maßnahmen gesetzt. In den ÖVP-regierten Ländern Salzburg, der Steiermark und in Oberösterreich gibt es bereits eine Abgabe. „Wir sind nicht die Einzigen, die Maßnahmen setzen“, so Dorner. Mit der Info-Tour durch alle Bezirke mit Experten aus der Raumplanung wolle man der Bevölkerung die Eckpunkte der Initiative für leistbares Bauland vor Ort präsentieren, die wichtigsten Fragen beantworten, aber auch aktuell kursierende Fehlinformationen aufklären.

Wesentlicher Bestandteil der burgenländischen Initiative für leistbares Bauland ist der Abschluss von Baulandmobilisierungsvereinbarungen und eine Abgabe auf unbebautes Bauland, wenn dieses für „Häuslbauer“ nicht verfügbar ist. Konkret ist vorgesehen: Bei Vorliegen von Baulandreserven kann der Grundstückseigentümer mit der Gemeinde eine Baulandmobilisierungsvereinbarung abschließen und einen leistbaren Kaufpreis festlegen und ist dadurch von der Baulandmobilisierungsabgabe befreit. Dazu wurden per Verordnung für alle 171 Gemeinden des Landes Maximal-Preise festgelegt. Das bedeutet aber nicht, dass man sich an die definierten Maximal-Preise halten müsse, erklärt Dorner: „Das ist ein Deckel. Es darf nicht teurer sein. Darunter ist aber, wenn es von der Gemeinde gewünscht ist, natürlich alles möglich.“ Als Referenz gilt dann der 5-Jahres-Mittelwert des Baulandpreises der jeweiligen Gemeinde laut Statistik Austria.

Die Verordnung wurde letzten Montag im Raumplanungsbeirat beschlossen. Mitte des Jahres werden die Zahlen der Statistik Austria verfügbar sein. Auf dieser Basis wird auch die Höhe der Baulandmobilisierungsabgabe berechnet.

Dorner: „Baugründe sind keine Altersversorgung und kein Ersatz fürs Sparbuch. Am liebsten wäre es uns, keine Einnahmen zu haben. Es geht nicht nur darum, Bauland zu mobilisieren, sondern auch zu leistbaren Preisen, die jetzt auch in einer Novelle beschlossen wurden.“

Keine Massenabgabe
Dass die Baulandmobilisierungsabgabe zu einer Massenabgabe wird, schließt Dorner aus. Das sei auch nicht das Ziel. „Wir haben viele soziale Ausnahmen. Die wichtigste ist sicher jene für die eigenen Kinder bzw. Enkelkinder, wo wir die Altersgrenze für die Befreiung zuletzt auf das 45. Lebensjahr angehoben haben. Aber auch Neukauf, Bauwilligkeit und der Abschluss einer Baulandmobilisierungsvereinbarungen sind Gründe für eine Ausnahme. Ebenso der eigene Garten gleich hinter dem Haus.“

Gemeinden stehen hinter den Maßnahmen
Für viele Gemeinden bedeutet die aktuelle Situation, dass sich junge Familien nicht ansiedeln können, weil eben zu wenige Bauplätze bzw. keine leistbaren Bauplätze verfügbar sind. „Ein Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche und 500 Quadratmetern Grund mit einem Quadratmeter-Preis in Gols von aktuell 380 Euro kostet 550.000 Euro. Von einer Garage und einem Keller reden wir da nicht“, rechnet Gols Bürgermeister Killian Brandstätter vor und fragt: „Wie kann sich eine junge Familie das leisten?“ Hier sei die Politik gefordert – und er sei froh, dass Landesrat Heinrich Dorner diese Initiative für leistbares Bauland umsetzt, so der Landtagsabgeordnete: „Es geht um die Zukunft der jungen Menschen. Wir kämpfen für den Verbleib der Jungen in unserer Gemeinde. Es geht nicht nur darum, darüber zu diskutieren, sondern Lösungen anzubieten und umzusetzen.“ In Gols hätten sich nach der Präsentation der Maßnahmen zur Baulandmobilisierung rund 100 junge Menschen mit dem Wunsch, in Gols zu bauen, gemeldet.

Auch im Süden des Landes, wo die Baugründe nicht so exorbitant viel kosten wie im Landesnorden, stünden die Ortschefs hinter den Maßnahmen des Landes zur Baulandmobilisierung, sagt Mario Trinkl, Bürgermeister in Königsdorf: „Der maximale Preis ist bei uns kein Thema, der wird bei uns nicht zur Anwendung kommen.“ Wenn der per Verordnung festgesetzte Maximal-Preis über dem aktuellen Marktpreis für Baugrund liegt, ist es für Trinkl klar, dass der 5-Jahres-Mittelwert des Baulandpreises der jeweiligen Gemeinde der Statistik Austria herangezogen wird. Das sieht auch Lutzmannsburgs Bürgermeister LAbg. Roman Kainrath so: „Jeder Bürgermeister wäre schlecht beraten, Politik gegen die Bevölkerung zu machen. Wenn der festgesetzte leistbare Preis unter dem Marktpreis liegt, wird er den niedrigen Wert der Statistik Austria nehmen.“

Kein Verständnis zeigt Kainrath für die Fundamental-Opposition politischer Kontrahenten: „Wir Bürgermeister reden auch über die Parteigrenzen hinweg miteinander. Ortschefs aller Parteien sehen diese Maßnahmen als notwendig an.“

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